Inhaltsverzeichnis
Kapitel 8. Vogesen
a) Bis zur zweiten Schlacht bei Münster
2. April bis 15. Juni 1915
Nach einem Rasttag am 1. April war das Regiment am 2. April nach Saulces-Monclin und Launois abmarschiert, wo es mit der Bahn abtransportiert wurde.
Die Fahrt ging über Moyon – Sedan (Verpflegung) – Montmedy – Longuyon – Fentsch – Metz (Verpflegung) – Saarburg – Zabern – Straßburg nach Colmar, woselbst das Regiment im Laufe des Nachmittags ausgeladen wurde. In Sedan sah Hauptmann Kreuter, der zum Regiment zurückkehrte, dasselbe in entgegengesetzter Richtung an seinem Zug vorüberfahren, stieg an der nächsten Station aus und mit dem ersten fahrplanmäßigen Zug nach Colmar – dieses Reiseziel hatte er in Charleville im Hauptquartier erfahren – und kam so rechtzeitig in Colmar an, dass er das Ausladen der beiden Regimenter, Landwehr-Infanterie-Regiment 2 kam zuerst an, mitmachen und noch am gleichen Abend dank dem Eingreifen des Regimentskommandeurs seine 10. Kompanie wieder übernehmen konnte.
Landwehr-Infanterie-Regiment 1 bezog zunächst Unterkunft in Ammerschweier (Regimentsstab ½I. und III. Bataillon), in Kinzheim (½ I. Bataillon) und Sigolsheim (II. Bataillon).
So waren wir wieder im schönen Elsass, das wir genau vor einem halben Jahr, frisch und wohlgemut, voll kühnster Siegeshoffnung verlassen hatten. Zuerst war die Stimmung gedrückt, denn viele, die mit uns ausgezogen, waren nicht mehr dabei. Aber die wirklich herzliche Aufnahme, die wir Bayern bei der Bevölkerung fanden, die Freude, die die alten Quartierleute über das Wiedersehen äußerten, halfen bald dem altbayerischen guten Geist und Humor wieder zum Durchbruch und mit Zuversicht sah man wieder in die Zukunft.
Die 1. bayerische Landwehr-Brigade hatte Mitte März einen neuen Kommandeur, Generalmajor von Reuter, bekommen. General Eichhorn war zurückgetreten. Die Brigade trat in den Verband der neugebildeten, der Armee-Abteilung Gaede unterstellten 6. bayerischen landwehr-Division, Kommandeur General der Kavallerie Ritter von Schmidt, Divisions-Stabsquartier Kienzheim, Brigade-Stabsquartier Drei Ähren. Dem Divisions-Verband gehörte noch die 2. bayerische Landwehr-Brigade, Landwehr-Infanterie-Regiment 3 und 12, Kommandeur Generalleutnant von Lachemair, an.
Bis zum 9. April befand sich das Regiment in den genannten Ortsunterkünften in Ruhe, deren es dringend bedurfte und die zur Wiederinstandsetzung der in der Winterschlacht stark mitgenommenen Bekleidung und Ausrüstung verwendet wurde. Es war ja manches gegen früher besser geworden: die schwarzen Mäntel waren durch feldgraue ersetzt, Feldküchen waren da. Ein Großteil der Mannschaft hatte sich mit Gewehren M 98 bewaffnet, die man in der Champagne in den Stellungen, die vordem andere Truppenteile eingenommen hatten, zusammengeklaubt hatte. Es hieß aber auch Abschied nehmen von den überzähligen Pferden. In Antwerpen hatte sich jede Kompanie eine Anzahl solcher „Hilfspferde“ beigelegt und in der Champagne, bei den unglaublichen Wegeverhältnissen, waren diese überzähligen Pferde von unschätzbarem Wert. Auch Oberleutnant Hickel, der unermüdliche Verpflegungsoffizier von III./1, musste sich von seinem in Antwerpen zusammengestellten Ratterkasten, genannt Automobil, trennen, ein Vehikel, das in der Champagne Unglaubliches geleistet hatte.
Am 7. April wurde die beim Ausscheiden des Regiments aus der 15. Infanterie-Division aufgelöste Maschinengewehr-Kompanie wieder aufgestellt; es wurden zunächst zwei Züge mit je drei Gewehren gebildet.
Am 9. April fand in den Unterkünften die Besichtigung der Bataillone durch den Divisions-Kommandeur statt und am 10. April morgens 4 Uhr Abmarsch in die neue Stellung.
Die 2. Landwehr-Brigade hatte die Stellungen vom Côte de Ste. Marie über Diedolshausen – Buchenkopf bis Matrelles ausschließlich, die 1. Landwehr-Brigade, und zwar Landwehr-Infanterie-Regiment 1 den Abschnitt von Matrelles einschließlich Urbeis – Eichenrain – Lingekopf – Schratzmännele bis Hütte (im Sattel zwischen Schratzmännele und Barrenkopf), Landwehr-Infanterie-Regiment 2 vom Barrenkopf – Kleinkopf – Eichwald – Katzenstein – Muschlerberg bis Stoßweier ausschließlich.
Die Stellung wurde vom hessischen Landwehr-Infanterie-Regiment 87 übergeben, dieselbe Truppe, die seiner Zeit uns in Antwerpen abgelöst hatte. Ja, die Dublizität der Ereignisse ging sogar so weit, dass zum Teil die gleichen Kompanien wie in Antwerpen sich auch hier ablösten.
Die Stellung war außerordentlich ausgedehnt; die des Landwehr-Infanterie-Regiment 1 betrug allein 6 Kilometer Luftlinie. Von einer eigentlichen Stellung konnte überhaupt nicht die Rede sein. Eine durchlaufende Linie war nicht vorhanden, sondern nur einzelne kleine Grabenstücke und auf dem Eichenrain deuteten einzelne Blockhäuser den Verlauf der Stellung an. Für die Unterkunft der Mannschaften waren lediglich einige große primitive Holzhütten ohne jeden Schutz gegen feindliches Feuer und ohne jeden Verteidigungswert vorhanden. Als wir den Abgelösten gegenüber einige diesbezügliche Bedenken äußerten, wurde geantwortet, es sei noch nie herübergeschossen worden. Überhaupt machte die Gegend mit ihren grünenden Matten, mit dem prachtvollen Fernblick ins Gebirge – konnte man doch vom Schratzmännele bei klarem Wetter bis in die Schweizer Berge blicken – einen beruhigenden Eindruck in der eine treuga dei (Gottesfrieden) vereinbart schien, die allerdings durch uns bald gestört wurde.




.



Die feindliche Stellung gegenüber dem Regimentsabschnitt lief in einer Entfernung von 200 – 300 Metern von Creux d‘ Argent über den Schwarzberg – Lomberg zum Hörnleskopf und Combe-Kopf und war im wesentlichen von Alpenjägern besetzt.
Landwehr-Infanterie-Regiment 1 besetzte seine Stellung mit dem I. Bataillon am rechten Flügel, und zwar 1. Kompanie Matrelle – Lait, 2. Kompanie Lait – Faing, 3. Kompanie den niederen Eichenrain bei Grande Vallée und Vers Pairis, 4. Kompanie die nördliche Hälfte des bewaldeten Eichenrains bis zum Steinbruch. III. Bataillon am linken Flügel mit 10. Kompanie anschließend an die 4., südliche Hälfte des bewaldeten Eichenrains und den Kahlen Eichnrain bis zur Nordhütte einschließlich, 9. Kompanie Südende des Kahlen Eichenrains und Lingeloch, 12. Kompanie Lingekopf und Schratzmännele, 11. Kompanie Südabhang des Schratzmännele bis zur Hütte einschließlich. Bataillonsstab I in einem Unterstand am Waldabhang östlich Faing. Bataillonsstab III im Unterstand Punkt 955 östlich Bärenstall, Regimentsstab in Zell-Platz.
Die beiden Bataillone waren also voll eingesetzt.
Das II. Bataillon, das zunächst als Armee-Reserve bestimmt war, wurde am 13. April der links benachbarten 8. bayerischen Reserve-Division zur Verfügung gestellt, bei der es bis 3. Juni blieb. Auf seine Verwendung in diesem Verbande wird weiter hinten besonders zurückgekommen werden.
Die Stellung war, wie schon gesagt, ruhig, die paar Granaten, die ab und zu herüberkamen, machten auf unsere Mannschaften, die von der Champagne her ganz anderes gewohnt waren, keinen Eindruck. Trotzdem gingen die Kompanien, die den leichten Unterkunftshütten, in denen je ein Halbzug untergebracht war, gar nicht trauten, sofort an den Ausbau von Gruppen-Unterständen, die sehr gut in die vom Feinde abgekehrten Berghänge anzulegen waren.
Die Kompanien setzten alsbald mit reger Patrouillentätigkeit ins Vorgelände ein. Der darüber verärgerte Feind sandte am 17. April einige wohlgezielte Artillerieschüsse herüber, die bei der 12. Kompanie zwei Tote, 15 Schwer- und vier Leichtverwundete zur Folge hatten.
Am 18. April wurden diese ersten Opfer in der Senkung bei der Muldenhütte (Lingeloch) durch unsern Feldgeistlichen, Kapuziner P. Walther Emmert, in Gegenwart des Brigadekommandeurs beerdigt.
Am 16. April unternahm I./12 auf Befehl der Division einen Angriff auf Creux d’Argent, das jedoch nur von der 4. Kompanie erreicht wurde, während die übrigen drei Kompanien nicht herankamen. Dadurch kam die 4. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 12 in eine ziemlich bedrohliche Lage, sodass I./1 nachts 12 Uhr einen Zug der am rechten Flügel stehenden 1. Kompanie zur Unterstützung vorschickte und es dadurch ermöglichte, einen um 4 Uhr morgens erfolgten Gegenangriff der Franzosen durch Feuer abzuweisen. Die 4. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 12 und der Zug der 1. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 konnten sich jedoch in dem starken Flankenfeuer nicht halten, zumal die von der Division zur Unterstützung vorbefohlenen zwei Kompanien Landwehr-Infanterie-Regiment 2 nicht eintrafen, und gingen deshalb noch vor Tagesanbruch in ihre Ausgangsstellung bei Urbeis zurück.
Der Rest des Monats April verlief ruhig; Patrouillengänge, eifriger Ausbau der Stellung war das Programm. Amm 22 April versuchten die Alpenjäger einen vorgeschobenen Unteroffiziersposten westlich Lait auszuheben, was ihnen aber misslang.
Im Mai ereignete sich nichts Wesentliches. Am 4. Mai gab die 11. Kompanie ihre Stellung am linken Flügel des III. Bataillons an das Landwehr-Infanterie-Regiment 2 ab und wurde am rechten Flügel eingesetzt.Sie erhielt einen Teil der Stellung der 10. und der 4. Kompanie. Im übrigen wurde der Monat zum Stellungsausbau verwendet. Insbesondere wurde das Hindernis im Lingeloch und im Tal von Unterhütten ausgebaut, sowie einigermaßen schussichere Unterstände und Wohngelegenheiten für die Mannschaft. Damals entstand in einem Steinbruch südlich Punkt 955 die stolze Bayernhütte, die zunächst Gefechtsstand des III. Bataillons war, später an das Regiment abgetreten wurde und jahrelang den Regimentsstab beherbergte. Für den Stab III./1 wurde am Ostabhang des bewaldeten Eichenrains ein neues Unterkommen in der Franzenshütte geschaffen, so benannt nach den beiden „Franzen“, die es zuerst bewohnten, nämlich Major Franz Haas und sein Adjutant Leutnant Franz Murr.
Nichts ließ die Mannschaft ahnen, dass der Monat Juni schwere Kämpfe für das ganze Regiment bringen werde.
Wie schon erwähnt, fand das II. Bataillon außerhalb des Regiments-Verbandes Verwendung, zunächst als Armee- und Divisionsreserve, mit Unterkunft in Sigolsheim, später Ammerschweier und Drei Ähren. Am 13. April wurde das Bataillon der südlich bei Münster in Stellung befindlichen 8. bayerischen Reserve-Division unterstellt., Stab und zwei Kompanien rückten nach Münster, die übrigen Kompanien blieben als Divisions-Reserve in Ammerschweier. Nach einigen Tagen wurde das ganze Bataillon in der Mönchberg-Stellung eingesetzt, am 21. April kam es in die Linthal-Stellung (Hilsenwäldchen – Sengern). In dieser Stellung blieb das Bataillon bis zum 27. Mai, und zwar bis 18. Mai im Verband der bayerischen 8. Reserve-Division und dann bis 27. Mai der 37. preußischen Reserve-Brigade. Am 27. Mai wurde es von II. Reserve-Infanterie-Regiment 79 abgelöst, bezog zunächst Quartier in Münster, Breitenbach und Eckersberg und trat am 4. Juni wieder in den verband der 6. bayerischen Landwehr-Division zurück.
Beschäftigt war das Bataillon in angestrengtester Weise im Stellungsausbau, für den die aktiven und Reserve-Regimenter damals in den Vogesen nicht viel Interesse hatten. Das, was II./ Landwehr-Infanterie-Regiment 1 da geschaffen, hat allgemeine Anerkennung gefunden.
Erwähnt werden muss, dass Offiziere und Mannschaften des Regiments die Ereignisse im Osten mit glühender Begeisterung verfolgten. Und da kam es zu Neckereien mit den Franzosen. Die Unseren schrieben die Siegesnachrichten auf Brettertafeln und schafften diese nachts an das französische Hindernis. In der nächsten Nacht prangte an unserem Hindernis vor der 11. Kompanie ein großes Brett, das nur das inhaltsschwere Wort „merde“ trug.
In der Nacht vom 5./6. Juni 1915 lag schweres Minenfeuer auf dem vor der Stellung der 1. Kompanie westlich Lait gelegenen sogenannten Faing-Hause, das nachts stets durch unsere Posten besetzt gehalten wurde. Wegen Einsturzgefahr räumte die Besatzung das Haus; nur der Wehrmann Brandmair, 1. Kompanie, blieb zurück und hielt das Haus durch lebhaftes Gewehrfeuer gegen eine starke feindliche Patrouille, bis Verstärkung eintraf.
Das Bayerische Golgene Ehrenbuch berichtet über diese Tat, die mit der Goldenen Tapferkeits-Medaille belohnt wurde, wie folgt:
Am Abend des 5. Juni 1915 wird das 250 Meter vor der Hauptstellung liegende „Deutsche Haus“ bei Creux d’Argent mit schweren Minen beworfen. Aus eigenem Antrieb eilte der Wehrmann Joseph Brandmair der 1. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 aus seinem Unterstand zur Unterstützung des dortigen Unteroffiziersposten, der nur mehr drei Mann stark war, und nimmt mit diesem das Feuer gegen eine stärkere, sich auf 50 Meter nähernde französische Patrouille auf. Gleichzeitig setzt lebhaftes Feuer von der gegnerischen Stellung ein. Als die Munition knapp wird, läuft Brandmair in die eigene Stellung zurück, um neue zu holen. Auf dem Weg wieder nach vorne begegnet er den drei Infanteristen, die mit ihm das Haus verteidigt hatten und nun zurückgehen. Er springt allein vor und unter lauten Kommandos und lebhaften Schreien eröffnet er, ungedeckt auf der dem Feinde zugekehrten Seite des hauses stehend, auf kürzester Entfernung das Feuer, vertreibt in etwa einer halben Stunde mit rund 200 Schuss die feindliche Patrouille und hält somit das Haus, bis eine stärkere Besatzung eintrifft.
Nachdem um Mitternacht abermals heftiges Minenfeuer eingesetzt hatte, musste die Besatzung das Haus, das inzwischen zur Sprengung vorbereitet war, endgültig räumen. Die vorhandenen Ausrüstungsgegenstände wurden alle mitgenommen. Die Reste des Hauses wurden am 10. Juni gesprengt.
In der Nacht vom 12. Juni löste das II. Bataillon das III. Bataillon im linken Abschnitt ab, sodass es mit 5., 7. und 8. Kompanie auf dem langgestreckten Eichenrain stand, mit der 6. Kompanie Lingekopf und Schratzmännele bis zu dessen Gipfel zu sichern hatte.
III./1 rückte als Divisionsreserve nach Ingersheim (Stab, 9. und 10. Kompanie) und Niedermorschweier (11. und 12. Kompanie).
In der Nacht vom 15./16. Juni wurde das Bataillon alarmiert und rückte in das Münstertal ab. Davon später.
In der gleichen Nacht brach ganz überraschend eine französische Abteilung in Stärke von etwa zwei Kompanien vom Combe-Kopf aus in den zu diesem Kopf vorspringenden Teil des Schratzmännele-Waödes am Westhang ein, trieb die dortige schwache Sicherung zurück und begann sich mit großer Geschwindigkeit in einer Breite von etwa 300 Metern einzugraben. Wie sich anderentags herausstellte, waren 89 Schützenlöcher knietief ausgeworfen worden. Trotz tiefer Dunkelheit und Unsicherheit der Lage eilte Leutnant Burkhard Fischer (6. Kompanie) mit acht Mann zu der der feindlichen Übermacht ausgewichenen Feldwache vor, entwickelte flankierend gegen die Franzosen und überschüttete sie aus den 24 Gewehren, über die er jetzt verfügte, mit seinem so heftigen und geschickt geleiteten Feuerüberfall, dass der Feind fluchtartig den Wald wieder verließ und unter Zurücklassung von zahlreichem Schanzzeug, Stacheldraht, Handgranaten usw. in seine Stellungen am Hönles-Kopf zurückeilte. Aus einem aufgefundenen Brief ergab sich, dass es sich um Angehörige des 30. aktiven Alpenjäger-Bataillons gehandelt hatte.



Offenbar sollte dieser Einbruch der Franzosen die Einleitung des Angriffes auf die später so viel umstrittene Höhe des Lingekopfes – Schratzmännele – Barrankopf bedeuten. Die mit ebenso großer Kühnheit wie Kaltblütigkeit unter schwierigen Verhältnissen so erfolgreich durchgeführte Abwehr stellte eine glänzende Tat des Leutnants Burkhard Fischer dar, deren Bedeutung umso mehr zu würdigen ist, als die Franzosen nach diesem missglückten ersten Versuch sich zu langwierigen planmäßigen Herangraben entschließen und bis 20. Juli mit der Wiederaufnahme ihrer großen Offensive auf die dortigen Stellungen zuwarten mussten.
Ausgezeichnet hatten sich dabei noch besonders die Unteroffiziere Meister (gefallen) (Josef Meister, Unteroffizier, gefallen am 22.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 250), Pittrich (gefallen), Münchrath (gefallen) (Josef Münchrath, Unteroffizier, gefallen am 22.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 250), die Gefreiten Baumann (schwer verwundet), Kochwagner (schwer verwundet), die Infanteristen Fichtner (schwer verwundet) und Neulinger (gefallen) sowie der Landwehrmann Rettenweber, sämtlich der 6. Kompanie. Leider gelang es nicht, für Leutnant Fischer die vom Regimentskommandeur beantragte Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse zu erhalten; diese wurde ihm erst verliehen, nachdem er in den blutigen Kämpfen der nächsten Monate schwer verwundet worden war.
Am 19. Juni wurde die Schratzmännele-Stellung (6. Kompanie) an Landwehr-Infanterie-Regiment 2 abgegeben, sodass der linke Flügel des Regimentsabschnittes mit dem Sattel zwischen Lingekopf und Schratzmännele abschloss (Punkt 983).
Der Rest des Monats verlief ziemlich ruhig.
b) Die zweite Schlacht bei Münster
15. Juni bis 1. September 1915.
I. Das III. Bataillon bei Metzeral
15. Juni bis 22. Juni 1915
Am Dienstag, 15. Juni, abends 9.05 Uhr erhielt das Bataillon folgenden Divisions-Befehl der 6. Landwehr-Division:
„Gegen die 19. Reserve-Division richtet sich ein starker französischer Angriff, dessen Tragweite noch nicht zu übersehen ist. III./1 ist sofort zu alarmieren und zur Verfügung der 19. Reserve-Division über Türkheim, Wallbach, Günsbach nach Münster in Marsch zu setzen. Der Bataillonskommandeur möglichst bald voraus nach Hammerschmiede zum Stab der 19. Reserve-Division. Einige Radfahrer von jeder Kompanie sind für Quartiermachen in Münster ebenfalls nach Hammerschmiede vorauszunehmen. Große Bagage bleibt in Ingersheim.“
Der Stab marschierte um 9.30 Uhr abends ab, erhielt in Hammerschmiede Befehl, in der Kommandantur Münster auf weitere Befehle zu warten. 9. und 10. Kompanie rückten 9.45 Uhr unter Führung von Hauptmann Kreuter aus Ingersheim, 11. und 12. unter Hauptmann Süskind um 10.10 Uhr abends über Türkheim, Wallbach, Günsbach nach Münster. Dort erhält das Bataillon von der 37. Reserve-Brigade den Befehl, mit zwei Kompanien nach Tiefenbach und mit zwei nach Luttenbach in Ortsunterkunft zu marschieren; dementsprechend rücken 9. und 10. Kompanie nach Tiefenbach, Stab, 11. und 12. Kompanie nach Luttenbach. Beim Anmarsch wurde die Straße Münster – Luttenbach unter Feuer genommen, aber ohne Verluste zu verursachen.
Die Kompanien trafen gegen 4 Uhr morgens in den „Quartieren“ ein. Die Ortschaften hatten schon unter dem feindlichen Feuer gelitten, feindliche Flieger zogen über unseren Kolonnen in geringer Höhe ihre Kreise, und da wurden wir in leeren Fabrikräumen im Dachgeschoss untergebracht, für die Kompanieführer kein angenehmes Gefühl, ihre Leute in absolut feuergefährlicher, dem Feinde durch seine Flieger wohlbekannten Fallen untergebracht zu wissen. Es galt also, die Leute, die von sieben Stunden Marsch ermüdet waren, zunächst notdürftig rasten zu lassen und dann heraus aus diesen Menschenfallen.
Nun lernten wir unsere neuen Vorgesetzten kennen. Die 9. Kompanie wurde zunächst dem Reserve-Infanterie-Regiment 78 (Oberst von Rath) zur Verfügung gestellt, Stab und übrige drei Kompanien der 37. Reserve-Infanterie-Brigade. Oberst von Rath teilte uns mit, dass sein Regiment schwerste Verluste erlitten habe. Es beginnt nun ein nettes Spiel von sich kreuzenden Befehlen. Zuerst Befehl an die 9. kompanie, auf Höhe 830 (zwei Kilometer westlich Metzeral) eine Riegelstellung auszuheben. Kommandeur und seine vier Kompanieführer besichtigen die Stelle, kommen zur Überzeugung, dass diese Aufgabe ein – gelinde gesagt – Unding ist. Auf diesbezügliche Vorstellung beim Regimentskommandeur die barsche Antwort: Befehl ist Befehl. Kurz darauf die Nachricht, dass als weitere Verstärkung das Garde-Schützen-Bataillon eingetroffen und dass dieses die der 9. Kompanie zugedachte Aufgabe ausführen solle. Also der Kommandeur III./1 mit seinen Kapitänen und der Kommandeur der Gardeschützen wieder hinaus, die Lage zu besichtigen, worauf der Kommandeur der garde-Schützen trocken erklärte: „Nö, die Stellung besetze ich nicht, dazu sind mir meine Leute zu gut“. Wieder zurück zum Regimentskommandeur und abermals die Sache vorgestellt, und erst die dringende Einladung des Herrn Kommandeurs der Gardeschützen an Herrn Oberst von Rath, mit ihm die Stellung zu besichtigen, veranlassten letzteren, von der Ausführung des gegebenen Befehls Abstand zu nehmen.
Nachmittags 3 Uhr wird die 10. Kompanie dem Reserve-Infanterie-Regiment 74 (Oberst Rogalla von Bieberstein) zur Verfügung gestellt, kommt aber nicht zur Verwendung. Ab 3 Uhr ist das Bataillon alarmiert, ab 6 Uhr steht es laut Brigadebefehl dem Reserve-Infanterie-Regiment 78 zur Verfügung. Die Lage ist folgende: Am Braunkopf ist die Stellung eines Bataillons Reserve-Infanterie-Regiment 74 und auf Höhe 830, die des I. Reserve-Infanterie-Regiment 78 an den Feind verloren gegangen; die zwischenliegende Stellung von III./R.I.R. 76 ist unhaltbar und wird nachts zurückgenommen.
Um 7.30 Uhr nachmittags Befehl vom Reserve-Infanterie-Regiment 78: „III./78 löst sich heute nacht vom Feinde los und geht über Metzeral nach Luttenbach zurück. III./1 hat nach Einbruch der Dunkelheit eine Aufnahmestellung südwestlich Metzeral zu beziehen und auszubauen. Major Haas als Unterabschnittskommandeur untersteht auch die 2. Radfahrerkompanie Garde-Schützen.“
Um 9 Uhr abends Abmarsch des bataillons von Tiefenbach, Stab und Kompanieführer voraus. Auf dem Anmarsch erkrankt Unterarzt Degwitz. In Metzeral kurzer Besuch bei den dort untergebrachten preußischen Stellen, die in Kellern hausten, bei Kerzenlicht, rings von Munitionskisten umgeben, dann hinaus mit den ab 12.30 Uhr eintreffenden Kompanien in die vorgesehenen Stellungen. Die 12. Kompanie als Reserve in Kellern am Nordausgang von Metzeral, dann westlich zwischen zwei Wegen die Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen, dann die 11. Kompanie im Friedhof, der noch in der Talsenke liegt, dann auf dem Anstieg zum Geisbödle 9. Kompanie., 10. Kompanie die nach links Anschluss hat an die 3. Kompanie Garde-Schützen. Der Anschluss nach rechts an III./92 konnte erst am nächsten Vormittag gefunden werden. Die Befehlsstelle des Bataillons war in einem Keller im Nordteile von Metzeral, Truppenverbandplatz im Keller des Schulhauses, musste aber noch am folgenden Tag nach dem Nordausgang von Metzeral verlegt werden, da das Schulhaus in Brand geschossen wurde und der Keller einzustürzen drohte.
Die vom Bataillon bezogene Stellung ist in keiner Weise vorbereitet; die Kompanien gruben sich noch in der Nacht notdürftig ein, soweit dies bei dem selbigen Boden möglich ist.
Es gelingt in dieser Nacht nur ganz seichte Schützennester auszuheben, zumal fast gar kein Schanzzeug zur Hand war.
Der Friedhof wird eingerichtet, links anschließend offenes Gelände, von den vom Feind rings besetzten Höhen (und zwar im Südwesten vom Schnepfenriedkop und Alsasswasen aus, im Westen von 830, Sillackerkopf und Kleiner Hohneck, im Norden vom Altmatt-, Gaschney-, Braun- und Sattelkopf) überall eingesehen, nach links (Stellung der 9. und 10. Kompanie) Wald, vor der Stellung sehr steiler hang. Die Stellung der 2. Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen liegt in einer nassen Wiese vor dem Westrand von Metzeral. Die Stellung der 9. und 10. Kompanie kommt für einen feindlichen Frontalangriff wegen der Steilheit des Berges überhaupt nicht in Frage, hat gut flankierende Wirkung, dagegen waren die 11. Kompanie und 2. Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen, die nur der Theorie der unbedingten Geschlossenheit einer Verteidigungslinie entsprechend eingesetzt waren, sehr exponiert, wie auch die Folge bewies.
In der Nacht vom 16./17. Juni (Donnerstag) hatte sich III./76 vom Feind gelöst, ohne dass derselbe nachgedrängt hätte. Auch am Vormittag des 17. Juni konnte ein Nachdrängen nicht bemerkt werden.
Bei Tagesanbruch musste jede Arbeit aufhören, da das Gelände von allen Seiten eingesehen und sofort mit Maschinengewehr-Feuer bestrichen wurde. Nur am linken Flügel. in den Waldstellungen der 9. und 10. Kompanie konnte, soweit es mit dem geringen Schanzzeug und bei dem felsigen Boden möglich war, geschafft werden.
Um 1.15 nachmittags beginnt schwerstes feindliches Artilleriefeuer auf die Stellungen des Bataillons, wie es in den schlimmsten Tagen der Champagne nicht ärger war. Insbesondere die Stellung der 11. Kompanie, der Friedhof war ein Hexenkessel, die Gräber wurden aufgewühlt, die Särge und Leichenteile umhergestreut. Metzeral selbst wurde in Brand geschossen. In der Stellung der 10. Kompanie, über die sämtliche für Metzeral bestimmte Granaten hinweggingen, konnte man das Prasseln der zahlreichen Gewehrmunition, die in den brennenden Kellern und Gebäuden explodierte, deutlich wahrnehmen. Um 3 Uhr nachmittags gehen Alpenjäger in Stärke von etwa einer Kompanie aus Richtung Steinabrück und Eichwäldle gegen den Westrand von Metzeral vor, werden aber durch das Feuer der Garde-Schützen und des im Friedhof postierten Zuges der 11. Kompanie sowie das flankierende Feuer der 10. Kompanie vom Eisbödle her zurückgetrieben. Daraufhin erneutes schweres Feuer auf die Stellung westlich Metzeral, dem die 11. Kompanie und die Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen nicht mehr standhalten können; der Führer der 11. Kompanie außer Gefecht gesetzt, Hauptmann Süskind leicht verwundet, Feldwebelleutnant Weiher tot (Feldwebelleutnant Wilhelm Weiher, aus Langenau, gefallen am 27.06.1915 in Metzeral, begraben auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach im Massengrab), Vize-Feldwebel Kiermeier verwundet. Die Kompanie flutet zurück, über ihr Verbleiben ist zunächst keine Meldung zu erhalten.
Auf die Nachricht vom Vorgehen des Feindes hin wird Zug Stephan der 12. Kompanie an den Westrand von Metzeral zwischen Garde-Schützen und ½ III./92 eingeschoben, später rechts davon am Nordwestrand des Ortes auch Zug Simson, der die zurückgehenden Garde-Schützen und 92er wieder mit vornimmt, eingesetzt. Gegen 5 Uhr nachmittags gingen stärkere Abteilungen Alpenjäger, etwa zwei Kompanien von den Hängen des Braunkopf gegen den Nordwestrand von Metzeral vor und kamen bis auf 500 Meter an die Stellung am Ortsrand heran, wurden aber durch Artillerie und Infanteriefeuer wieder zurückgetrieben. Da die Meldung eintrifft, dass ½ III./92 nach rechts keinen Anschluss an Reserve-Infanterie-Regiment 74 finden kann und dort offenbar eine große Lücke besteht, wird der letzte Zug der 12. Kompanie, Zug Heym, an die Straße nach Mühlbach befohlen, um den Nordausgang von Metzeral zu sichern. Dort hatten inzwischen auch Teile des Reserve-Infanterie-Regiments 78 und zwei Maschinengewehre und Versprengte der Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen Stellung genommen.
Von dem am Friedhof in Stellung liegenden Zug der 11. Kompanie waren um 9.50 Uhr abends nur noch sechs Mann vorhanden; Leutnant Rollar brach an einem Nervenschock zusammen. Leutnant Simson erhält darauf Befehl, mit einem Halbzug der 12. Kompanie die durch das Ausfallen der 11. Kompanie entstandene Lücke vorläufig zu schließen, meldet aber nach Erkundung die schon vorher bekannt gegebene, aber nicht beachtete Tatsache, dass der Friedhof bei Tage nicht zu halten sei. Auch die übrigen Kompanien meldeten, dass bei dem Mangel an Material ein Ausbau unmöglich und daher ein Halten der Stellung im eingesehenen Tal nicht möglich sei. Daraufhin Bataillonsbefehl: „Friedhof kann geräumt werden, die Sicherung der Straße Steinabrück – Metzeral hat durch Flankierung vom Hang aus zu geschehen; die Stellung ist aber unter allen Umständen zu halten.“ Zug Heym wurde in der Nacht bei Eintreffen von zwei Kompanien Reserve-Infanterie-Regiment 78 nach Metzeral zurückgenommen.
In der Nacht hielt das feindliche Artilleriefeuer an, wenn auch mit verminderter Heftigkeit. Durch Patrouillen der 9. und 10. Kompanie wurde beobachtet, dass der Feind in kleineren Abteilungen etappenweise nach Steinabrück zurückging. Gegen Morgen wurden am Geisbödle bei 9. und 10. Kompanie drei Maschinengewehre des Reserve-Infanterie-Regiments 92 eingebaut, um den Flankenschutz gegen das Tal zu verstärken.
Am Freitag, 18. Juni, vormittags zeitweise Artilleriefeuer auf die Stellung des Bataillons und auf Metzeral, das den ganzen Tag anhält, gegen Abend anschwillt, aber nicht die Heftigkeit des Vortages erreicht. 3.40 Uhr nachmittags laufen Meldungen ein, dass in Altenhof und Steinabrück etwa drei Kompanien Alpenjäger bereit stünden. Um die Sicherung der Straße Steinabrück – Metzeral zu erhöhen, wird die 2. Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen mit herangezogen.
7.30 Uhr werden durch Regiments- und Divisionsbefehl die Abschnittsgrenzen neu geregelt. Hauptmann von Saldern wird Kommandant von Metzeral; ihm untersteht die 2. Radfahrer-Kompanie der Garde-Schützen sowie 12. Landwehr-Infanterie-Regiment 1. Die Grenze zwischen Abschnitt Saldern und Haas ist die Straße Steinabrück – Metzeral. In der Nacht größere Patrouillenzusammenstöße, besonders vor dem Abschnitt der 10. Kompanie, die dabei einen Toten und zwei Verwundete einbüßte. Durch Pioniere wurde vor dem Friedhof und Westrand des Ortes in der Nacht ein Drahthindernis gelegt.

Am Samstag, 19. Juni, vormittags, zeitweise feindliches Artilleriefeuer und Minen auf die Stellung der 9. und 10. Kompanie. Feind setzt sich an mehreren Punkten gegenüber diesen Stellungen fest.
Ab 3 Uhr nachmittags schwerstes Artilleriefeuer auf Metzeral, das sich immer mehr steigert und um 7 Uhr seinen Höhepunkt erreicht.
Infolgedessen musste die in kümmerlichen Steinmauerabdeckungen liegende Sicherung eines Verteidigungsabschnittes hinter die Felsenhöhe des Geisbödle zurückgehen. Wehrmann Georg Eichler der 10. Kompanie ging freiwillig als Beobachtungsposten wieder nach vorne und hielt unentwegt aus; er erkannte die Bereitstellung einer feindlichen Kompanie zum Angriff, machte Meldung, worauf durch ein vorgebrachtes Maschinengewehr der Angriff in der Entwicklung zum Scheitern gebracht wurde.
Im nämlichen Abschnitt musste eine vorgeschobene Bastion zeitweise aufgegeben werden, in der ein kleiner Vorrat der damals sehr kostbaren Handgranaten liegen geblieben war. Der Wehrmann Hermann Bauer, 10. Kompanie, ging unerschrocken durch das unter Trommelfeuer liegende Gelände vor und brachte den Handgranatenschatz in kalter Ruhe und unter humorvollen Kundgebungen gegen den Feind zu seinen Kameraden zurück.
Der Feind hatte Altenhof stark besetzt und versuchte gegen 7.30 Uhr nachmittags auf Metzeral vorzugehen. Der Angriff brach aber im Infanterie- und Artilleriefeuer, insbesondere der flankierenden 9. und 10. Kompanie zusammen. Das darauffolgende feindliche Infanterie- und Maschinengewehr-Vergeltungsfeuer, das den ganzen Wald wie mit einem Hagelschauer belegte, forderte leider einige Verluste.
Abends wurden durch den Abschnittskommandeur, Oberst von Rath, die Unterabschnitte neu eingeteilt. Danach sollten die unter dem Befehl von Saldern stehende 12./1 durch 3./Garde-Schützen abgelöst und wieder zur Verfügung des III./1 gestellt werden. 3./Garde-Schützen sollte im wesentlichen die Stellung der 9. Kompanie einnehmen und in die Stellung von 3./Garde-Schützen sollte die 11. Kompanie einrücken, die nach dem Missgeschick vom 17. Juni in Luttenbach wieder gesammelt und von dem Kompanieführer, Hauptmann Süskind, der trotz Verwundung bei der Truppe geblieben, wieder fest in die Hand genommen war.
Links vom Unterabschnitt Haas war II./78 unter Major Leist.
In der Nacht auf den Sonntag, 20. Juni, übernahm die 11. Kompanie die Stellung von 3./Garde-Schützen, diese rücken hinter die Stellung der 9. Kompanie, können aber bei Tagesanbruch die Ablösung dieser Kompanie nur teilweise vornehmen; die Vollendung der Ablösung muss auf die nächste Nacht verschoben werden. Die abgelösten Teile der 9. Kompanie haben sich nach links verschoben und den rechten Flügel der 10. Kompanie übernommen.
Den Tag über lag feindliches Artilleriefeuer auf Metzeral und der Bataillonsstellung, das sich gegen Abend immer mehr steigerte. Ein Angriff folgte jedoch nicht, obwohl in Altenhof mehrere Kompanien Alpenjäger bereit standen.






Ab 8 Uhr abends liefen Meldungen der 11. und 10. Kompanie ein, dass der Feind am Anlass-Wasen durchgebrochen sei und II./78, an unserem linken Flügel, zurückgehen werde, wenn der Durchbruch nicht aufgehalten werde. Der Kommandeur von II./78, dem es nicht gelungen war, die Verbindung mit seinen Kompanien zu erreichen, erbat Befehlsübermittlung an diese durch die 11. Kompanie, an die auch seitens des Bataillons entsprechende Weisung ergeht mit dem Befehl, die Stellung unbedingt zu halten. Dieser Befehl trifft zwar noch die 10. Kompanie, nicht mehr aber die 11. Kompanie.
Die links von der 11. Kompanie stehenden 5. und 7./78 waren ab 9 Uhr tatsächlich zurückgegangen, und zwar hinter die Stellung der 11. und 10. Kompanie gleichlaufend mit dieser. Bald darauf erhielt die 11. Kompanie starkes Infanteriefeuer von rückwärts. Aus diesem Grunde räumte die 11. Kompanie und Teile der 10. die Stellung. Die 11. Kompanie trifft um 1.30 Uhr bei der Fabrik in Metzeral, dem Stabsquertier ein und meldet auch das Zurückgehen der 10. Kompanie. Darauf erging Bataillons-Befehl: „Das Bataillon geht zurück und sammelt auf dem Ilienkopf.“
Dieser Befehl erreichte die 9. Kompanie, nicht aber die 10., die mit ihrem überwiegenden Teil noch in Stellung war. Erst um 3 Uhr morgens kam die Nachricht, dass Befehl zum Rückzug gegeben und auch von 11. und 9. Kompanie schon vollzogen war. Nun löste sich die 10. Kompanie auch vom Feinde, zum Teil auch schon von rückwärts beschossen. Bei dieser Gelegenheit stürzte der Kompanieführer, Hauptmann Kreuter, von einem Steinschlag getroffen, ab und verletzte sich am linken Oberschenkel, blieb aber bis zur Ablösung des Bataillons bei der Truppe. Infolge der verspäteten Verständigung büßte die Kompanie 27 Mann, die in französische Gefangenschaft gerieten, ein.
Die beiden Nachbar-Unterabschnitte wurden von dem Bataillonsbefehl verständigt. Der gleichzeitig ergangene Regimentsbefehl, wonach Metzeral zu räumen ist, hat das Bataillon nicht mehr erreicht.
In der Nacht vom 20./21. Juni gingen die Kompanien bis auf die 12., die dem Ortskommandanten von Metzeral unterstand, in der befohlenen Richtung zurück und sammelten um 4 Uhr morgens fünfzig Meter östlich unterhalb des Gipfels des Ilienkopfes. Die beiden Ärzte, Dr. Giulini und Unterarzt Hofmann, hatten erst mit dem letzten Verwundeten das brennende Metzeral verlassen; infolge der übermenschlichen Abstrengung bricht Dr. Giulini auf dem Rückmarsch in Tiefenbach zusammen. Unterarzt Hofmann trifft am Nachmittage auf dem Ilien-Kopf beim Bataillon ein.

Auf dem Ilien-Kopf war eine Stellung vorbereitet. Diese wurde aber vorerst nicht besetzt, sondern die hierfür bestimmten Truppen hinter dem Bergrücken bereitgestellt, und zwar zwei Kompanien des Bataillons hinter Punkt 821, ein Zug der 9. Kompanie am linken Flügel der durchgehenden Stellung, ein weiterer an der südlichen Waldspitze mit Beobachtung nach Hilsenfirst, Sondernach und Lauterbach. Beim Anmarsch erlitt das Bataillon durch Artilleriefeuer noch vier Verluste.
Rechts von III./1 stand hinter dem Ilienkopf noch III./78, links zunächst nichts, da II./78, Reserve-Infanterie-Regiment 73 und Infanterie-Regiment 189 bei Sondernach und im oberen Fechttal noch kämpften, ebenso war vor dem Ilienkopf in den buschigen Hängen vor Metzeral das Garde-Schützen-Bataillon noch in Stellung.
2.30 Uhr nachmittags wurde dann endgültig als Abschnittsgrenze rechts ein Punkt unmittelbar südwestlich 821, als linke das Ende der oberen Stellung am Brobach-Rücken bestimmt. Die Stellung wurde mit Einbruch der Nacht besetzt, und zwar rechts 10. Kompanie, anschließend 9. Kompanie, links 11. Kompanie mit einem Zug, zwei Züge als Bataillons-Reserve.
9.15 Uhr kam der Regimentsbefehl, dass sich die vordere Linie bei Metzeral und Sondernach ab 9 Uhr vom Feinde loslöse und hinter die Ilienkopf-Stellung rücke. Die Loslösung vollzog sich glatt und rückte II./78 in den Morgenstunden des 22. Juni hinter den Abschnitt III./1, die Garde-Schützen hinter III./78. Auch die 12. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 traf wieder beim Bataillon ein und löste die 11. Kompanie in ihrem Abschnitt ab.
Reserve-Infanterie-Regiment 73 hatte in der Nacht den rechten Flügel seiner neuen Stellung am Nordrand von Landersbach festgelegt; infolgedessen erging an III./1 der Befehl, seinen linken Flügel vorzubiegen und die von der Ilienkopf-Stellung nach Landersbach hinunterziehenden „Gruppen“ (einzelne gestaffelte Grabenstücke von je 20 – 30 Meter Länge an dem größtenteils vollständig freien Hang oberhalb Landersbach) zu besetzen, Anschluss nach links mit Reserve-Infanterie-Regiment 73 aufzunehmen und die Verbindung aufrecht zu erhalten.
Die 9. Kompanie besetzte diese Gräben zunächst schwach, da schon dieser Versuch feindliches Artilleriefeuer nach sich zog. (Ein Toter und drei Verwundete); die obersten Gräben waren durch dieses Feuer bald eingeebnet und nicht mehr verwendbar. Um 11.30 Uhr war dann die Verbindung mit Reserve-Infanterie-Regiment 73 hergestellt. Am Abend besetzte die 9. Kompanie die Gruppen mit zwei Zügen, ließ aber am Tage nur mehr schwächere Postierungen darin, weil der Hang durch ein in der Stellung der 10. Kompanie eingebautes Maschinengewehr bestrichen werden konnte. Diese Vorbiegen der 9. Kompanie machte eine Besetzung der Gräben am Brobach-Rücken unnötig und wurden daher 11. und 12. Kompanie in Reserve genommen.
Die Ilienkopf-Stellung hatte große Vorzüge; der steile Abhang machte einen Frontalangriff unmöglich, ein Durchbruch bei Landersbach konnte durch Flankierung abgewehrt werden. Naturgemäß war die Bekämpfung durch Artillerie und wurde auch die Stellung der 10. Kompanie tagsüber immer beschossen, sodass an einen Stellungsausbau untertags nicht zu denken war.
Der 23. Juni verlief, abgesehen vom Streufeuer der Artillerie, ruhig; das Bataillon erhielt drei Offiziere und einen Arzt als Ersatz, zwei kamen zur 11., Oberleutnant Willer als Kompanieführer zur 12.
Am Donnerstag, 24. Juni, wird das Bataillon aus der Stellung herausgezogen und erhält Befehl, in Ortsunterkunft nach Ingersheim und Niedermorschweier abzurücken. Um 1 Uhr beginnt die Übernahme der Stellung durch II./188. 1.30 marschierte die 10. Kompanie ab, 2.30 Uhr die 9., 2.45 Uhr die 11., die Kompanieführer bleiben noch zur weiteren Einwesung der ablösenden Truppe in Stellung. 11. und 12. Kompanie wurden durch Divisionsbefehl noch zurückgehalten, da sie vor Tagesanbruch nicht mehr durch Münster marschieren konnten, nächtigten in Hölzlen und Lutterbach und rückten erst am 25. Juni ins Quartier.
Noch einige Worte über die Tätigkeit der 12. Kompanie. Diese sollte, wie schon erwähnt, am 19. Juni von den Garde-Schützen abgelöst werden, was aber unterblieb. Sie blieb zur Verfügung des Kommandanten von Metzeral, war in Kellern untergebracht, die zum Teil zusammengeschossen wurden, sodass die Kompanie durch einstürzende Mauern Verluste erlitt, der Kompanieführer, Leutnant Becht, wurde verschüttet und erlitt einen Nervenschock, Leutnant Simson übernahm die Kompanie.
Am 20 Juni wurden die Zöge gesammelt und nochmals am Westrand von Metzeral bereitgestellt. Am Nachmittag zogen sich die 189er vom Ortsrand hinter den Bahndamm zurück, während Leutnant Simson mit dem letzten Mann die Stellung besetzte, vergebens Anschluss nach links suchte und dann durch Patrouillen die Sicherung der Flanke besorgte.
Am Montag, 21. Juni, nachts 2 Uhr erhielt Leutnant Simson von Reserve-Infanterie-Regiment 78 folgenden Befehl: 12. Kompanie räumt Metzeral, marschiert nach Sondernach und stellt sich Major Leist II./78 zur Verfügung; eine weitere Kompanie III./1 nach Sondernach, eine nach Tiefenbach und eine nach Landersbach, Stab nach Tiefenbach, III./1 davon zu verständigen. Dieser Befehl konnte dem Bataillon nicht mehr übermittelt werden, da es bis auf die 10. Kompanie infolge des Zurückgehens der 78er bereits im Rückzug war.
Die 12. Kompanie räumte unter feindlichem Artilleriefeuer den Ortsrand und marschierte zum befohlenen Anschluss nach Sondernach, besetzte im Anschluss an 5./78 die Stellung bis zur Kapelle südlich Metzeral, und gewann schließlich nach rechts noch Anschluss an die Garde-Schützen.
Metzeral wurde um Mittag von Alpenjägern besetzt. Als diese um 5 Uhr in Stärke von zwei Kompanien gegen die Kapelle vorgingen, wurden sie durch das Feuer der 12. Kompanie und eines Maschinengewehrs zurückgeworfen. Folge: starkes Artilleriefeuer auf die Kompanie.
Um 9 Uhr abends löste sich die Kompanie befehlsgemäß vom Feinde los und marschierte über Landersbach nach Punkt 821, wo sie am 22. Juni morgens wieder zu III./1 stieß.
Im Allgemeinen hatte das Bataillon in dem beschriebenen Zeitabschnitt vom 17. Juni an unter äußerst schwierigen Verhältnissen zu kämpfen. Eine genügende Zufuhr der zum Stellungsausbau dringend notwendigen Materialien war nicht möglich, da die Zufuhrstraße Münster – Tiefenbach – Metzeral ständig unter Sperrfeuer lag. Die dem Bataillon für zwei Nächte zum Arbeitsdienst zugewiesenen zwei Kompanien Landwehr-Infanterie-Regiment 82 traten nur in einer Nacht 1 ½ Stunden in Tätigkeit und haben da nichts geschafft, sehr im Gegensatz zum Verhalten unseres II. Bataillons seiner Zeit am Hilsenfirst.
Von einer noch so primitiver Unterkunftsmöglichkeiten für die Truppe musste abgesehen werden, da das verfügbare Material und die Arbeitskraft dem Stellungsbau zuzuführen waren. Eine geregelte Zufuhr von Munition und Verpflegung war auch nicht möglich. Einigemale erreichte die Verpflegung die Truppe überhaupt nicht, da Reserve-Infanterie-Regiment 78 die Feldküchen des Bataillons in Tiefenbach zurückhielt. Warme Verpflegung erhielt die Truppe während der Woche überhaupt nicht.
Dazu kam, dass die schweren seelischen Erschütterungen, insbesondere durch das Feuer und die Geschehnisse auf dem Friedhof, die Nerven der Landwehrmänner stark in Anspruch genommen hat, sodass man wohl sagen kann, das Bataillon hat unter schwierigsten Verhältnissen ausgeharrt und hätte auch am 21. Juni die Stellung nicht geräumt, wenn es nicht infolge des Zurückgehens des Nachbarbataillons aufgerollt worden wäre.
Verluste vom 17. bis 22. Juni: 23 Tote, 106 Verwundete, 37 Vermisste. Gesamtverluste: 166.
II. Die Juli- und August-Kämpfe am Lingekopf – Schratmännele – Barrenkopf
In der Nacht vom 3./4. Juli rückte III./1. in den Abschnitt des I. Bataillons am rechten Flügel. I./1 bezog als Divisions-Reserve Unterkunft in Ingersheim und Niedermorschweier. Am 13. Juli rückte das I. Bataillon in den linken Regimentsabschnitt Eichenrain und Lingekopf, das II. Bataillon als Divisions-Reserve nach Ingersheim und Niedermorschweier.
Die Kompanien arbeiteten mit Anspannung aller Kräfte am weiteren Ausbau der Stellung. Besonders viel Mühe wurde auf die Anlage des am Westhang des Lingekopfs vorgeschobenen Grabens, der die Fortsetzung des vom Landwehr-Infanterie-Regiment 2 am Schratzmännele-Westhang durchgeführten Grabens bilden sollte, verwendet. Die Durchführung dieser Arbeiten ging bei der Beschaffenheit des dortigen Felsbodens, der großen Ausdehnung und der dazu vollkommen unzulänglichen Arbeitskräfte leider nur sehr langsam von statten. Bei der Ausdehnung der 8 Kilometer Luftlinie sich hinziehenden Stellung des Regiments, das überdies noch eine ausgedehnte vorgeschobene Stellung am Eichenrain zu besetzen hatte, waren die beiden Stellungsbataillone genötigt, ihre sämtlichen Kompanien nebeneinander in der vorderen Linie einzusetzen. Das Ruhe-Bataillon war Divisions-Reserve und schied für die Arbeiten aus. Das Regiment hatte also keinen Mann Regiments-Reserve. Trotz der fortgesetzten Anträge und Hinweise des Regimentskommandeurs war eine Änderung dieser Verhältnisse nicht zu erreichen, was umso wünschenswerter gewesen wäre, als die erste Hälfte des Monats Juli beim Feinde im Zeichen unverkennbarer, planmäßiger Angriffsvorbereitung stand.
Der Feind schob seine Angriffsgräben immer näher an unsere Stellungen am Schratzmännele und Lingekopf zu den Kampfgräben heran und baute namentlich am Hörnleskopf und auf Höhe 858 dichte Grabennetze (Wabengräben) offenbar für die Bereitstellung der Angriffstruppen. In den Nächten war von den feindlichen Zufahrtsstraßen her starkes Wagengeräusch zu vernehmen, auch nahm das Artilleriefeuer täglich an Stärke zu. Dies steigerte sich planmäßig vom 17. ab; wurde am 19. von einem Flieger geleitet.
Die nun folgenden Kämpfe sollen im wesentlichen nach dem Gefechtsbericht des Regiments geschildert werden.
Am 20. Juli brach der feindliche Angriff los. Von morgens 5 Uhr ab lag die Stellung am Lingekopf (3. Kompanie) und südlich davon auf dem Schratzmännele und Barrenkopf (Landwehr-Infanterie-Regiment 2) unter starkem Artilleriefeuer, namentlich auch schweren Kalibers. Das Feuer dauerte den ganzen Vormittag an und steigerte sich teilweise zu starker Heftigkeit; offenbar handelte es sich um die artilleristische Vorbereitung eines im Laufe des Tages zu erwartenden Infanterieangriffs. Die feindlichen Gräben gegenüber der 3. Kompanie östlich des Combe-Hauses und des Punkt 858 waren von Franzosen mit aufgepflanztem Seitengewehr gefüllt; auch wurden Sammelbewegungen des Feindes von rückwärts nach diesen Gegenden gemeldet.
Gute Beobachtungen und Meldungen kamen aus der Stellung des II. Bataillons, das diese jeweils direkt an das Regiment weiterleitete, nachdem die Verbindung zwischen der im Kampf liegenden Stellung nach rückwärts infolge des starken feindlichen Artilleriefeuers oft unterbrochen war.
Zwischen 12.30 Uhr und 1 Uhr nachmittags ging der Feind aus diesen Gräben gruppenweise gegen den Schratzmännele- und Lingekopf-Wald vor, zunächst etwa 250 Mann. Unsere schwachen Postierungen an dem hinter dem Waldrand des Lingekopf-Waldes befindlichen Drahthindernis zogen sich auf den rückwärts neu ausgehobenen Graben zurück, der ungefähr in halber Höhe des Lingekopf-Abhangs lag, aber, da erst vor einigen Tagen in Angriff genommen, noch nicht in verteidigungsfähigem Zustand war. Die vorgeschobene Feldwache II leistete dort zunächst Widerstand, musste sich aber dann wegen Flankenfeuers und, nachdem sie von Artillerie- und Minnenfeuer sehr heftig beschossen war, auf die Hauptstellung zurückziehen.
Von 3 Uhr nachmittags setzte eine weitere Vorwärtsbewegung der Franzosen ein; sie sprangen einzeln und in kleinen Gruppen aus den Sappen am Osthang des Hörnles-Kopfes und von 858 stetig gegen des Schratzmännele- und Lingekopf-Wald vor, ohne sich durch das Flankenfeuer eines auf dem Eichenrain stehenden Geschützes und das Sturmabwehrgeschütz am Lingekopf aufhalten zu lassen; auch das gegen Unterhütten vorgeschobene (französische), ferner ein Maschinengewehr in der Nähe des Geschützes, eines am Eichenrain in Bastion I sowie Schützen der 2. Kompanie beschossen dieses Vorgehen flankierend. Trotzdem mochten bis 5 Uhr ab wenigstens 1 ½ Bataillone in den Wald eingedrungen sein.
Eine Reserve, um die Franzosen durch sofortigen Gegenangriff hinauszuwerfen, war jetzt ebensowenig zur Hand, wie in den ersten Nachmittagsstunden, als sie noch mit schwächeren Kräften im Walde standen. So konnten sie sich im Walde zur Durchführung des Angriffs ordnen, ohne dass dies unsererseits verhindert oder gestört werden konnte.
Da die 3. Kompanie, welche in dem mehrstündigen Artilleriefeuer namhafte Verluste erlitten hatte, wobei sich deren bekannter Unteroffizier Bogner wieder auszeichnete, im Laufe des Nachmittags um Unterstützung bar, wurde ihr vom I. Bataillon ein Halbzug der 1. Kompanie zur Verfügung gestellt, der am rechten Flügel im Lingeloch eingesetzt wurde.
Sämtliche Fernsprechleitungen waren im Laufe des Vormittags abgeschossen, sodass der ganze Befehls- und Meldedienst durch Meldeläufer vermittelt werden musste.
Um 6 Uhr abends traf das II. Bataillon – Divisions-Reserve – am Bärenstall ein. Es hatte am gleichen Tage auf Befehl des Divisions-Kommandeurs auf dem Exerzierplatz Colmar eine Bataillonsübung gehalten. Trotz der Gegenvorstellungen des Brigade-Kommandeurs, angesichts eines bald zu erwartenden größeren feindlichen Angriffs von der Besichtigung des Bataillons abzusehen, musste dieses auf Befehl des Divisions.Kommandeurs aus seiner Unterkunft Ingersheim 5 Kilometer zurück auf den Exerzierplatz von Colmar marschieren und dort einen Übungsangriff durchführen, nach dessen Beendigung eine Chevaulegers-Ordonanz die Nachricht vom feindlichen Großangriff überbrachte.
Entgegen dem nun erhaltenen Befehl des Divisions-Kommandeurs, mit dem Bataillon sofort über Drei Ähren in das Kampfgelände abzurücken, marschierte Oberstleutnant von Grundherr zunächst nach Ingersheim, wo er auf eigene Verantwortung das Bataillon zuerst verpflegen ließ und dann das Anlegen des Sturmgepäcks befahl, wodurch immerhin eine Verzögerung entstand, die aber in ihrer Wirkung der Leistungsfähigkeit der Mannschaften zugute kam.
Das Bataillon marschierte dann los und kam nach Zurücklegung von 28 Kilometern Marsch bei glühender Hitze und Überwindung eines Höhenunterschieds von 800 Metern (Exerzierplatz Colmar, Schratzmännele 1.050 Meter!) von Ingersheim und Niedermorschweiher nach Drei Ähren, wo es der Brigade unterstellt wurde. Dann rückte es über Weier-Kreuz, Punkt 955 nach Bärenstall. Die 8. Kompanie marschierte befehlsgemäß zum Landwehr-Infanterie-Regiment 2 nach Hohrod; 5. und 7. Kompanie wurden sofort zwischen Barrenkopf und Schratzmännele eingesetzt, um den dort eingedrungenen Feind wieder hinauszuwerfen.





Mit der 6. Kompanie rückte der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant von Grundherr, dem nun von der Brigade der Befehl über die Lingekopf-Kampftruppe übertragen wurde, zur Unterstützung der 3. Kompanie in die Lingekopf-Stellung in heftigem Infanterie- und Mschinengewehr-Feuer vor; die Franzosen hatten bereits zwei Maschinengewehre vorgebracht, unmittelbar vor der Lingekopf-Stellung eingesetzt und überschütteten den Schratzmännele-Hang mit Feuer. Bei der Combe-Hütte wurden zwei Züge gegen den rechten Flügel der Lingekopf-Stellung und ein Zug durch den Laufgraben auf diese Stellung selbst angesetzt. Die Unterstützung kam gerade noch rechtzeitig, um einen starken Angriff der Franzosen abzuwehren.
Nachdem der Feind schon um 6 Uhr abends von dem von ihm besetzten neuen Graben aus einen Vorstoß unternommen hatte, dabei aber zurückgeschlagen worden war, wiederholte er um 6.30 Uhr abends den Angriff mit besonderer Heftigkeit und es war ihm vor Eintreffen der Unterstützung tatsächlich gelungen, in das Grabenstück zwischen dem linken Flügel des dritten Zuges und dem rechten Flügel des ersten Zuges bei dem dort eingebauten Geschütz einzudringen; doch gelang es der 3. Kompanie im Verein mit der gerade noch rechtzeitig eingetroffenen 6. Kompanie, die Franzosen wieder hinauszuwerfen.
8 Uhr abends trafen noch zwei Züge der 8. Kompanie ein, welche vom Landwehr-Infanterie-Regiment 2 nicht benötigt waren; davon wurde ein Zug zur Verstärkung der Lingekopf- und Lingehang-Stellung eingesetzt, der zweite Zug bei der Combe-Hütte als Reserve behalten.
9 Uhr abends versuchten die Franzosen noch einmal einen Teilvorstoß, wurden aber wiederum abgewiesen.
Wie vom Eichenrain beobachtet wurde, waren abends zwischen 7 und 9 Uhr weitere Kräfte des Feindes aus den gegenüberliegenden Sappen in den Schratzmännele- und Lingekopf-Wald, wieder gruppenweise vorgegangen und hatten auch Maschinengewehre vorgebracht.
Mit Einbruch der Dunkelheit begannen die Franzosen sich in dem neuen Graben zu verschanzen, ohne dass sie daran gehindert werden konnten; auch jetzt waren zu einem Gegenstoß noch nicht genügend Kräfte da.
Während der Nacht setzte öfters lebhaftes Infanteriefeuer auf beiden Seiten ein, veranlasst durch feindliche Patrouillen, die sich am Drahtverhau zu schaffen machten.
5. und 7. Kompanie hatten, wie schon erwähnt, nach dem Eintreffen des Bataillons am Bärenstall um 6 Uhr abends von landwehr-Infanterie-Regiment 2, dem sie unterstellt waren, den Befehl erhalten, den zwischen Schratzmännele und Barrenkopf eingedrungenen Feind wieder hinauszuwerfen und zwar sollte die 7. Kompanie gegen den Sattel zwischen Schratzmännele und Barrenkopf vorgehen, die 5. Kompanie links davon gegen den Barrenkopf selbst.
7. Kompanie, die 6.15 Uhr abends an der Straße Bärenstall – Wahlenstall ungefähr 200 Meter südwestlich Bärenstall eingetroffen war, entwickelte zum Vorstoß zwei Züge, der dritte folgte hinter der Mitte mit ungefähr 30 Meter Abstand. Da die Kompanie von der linken Seite her heftiges Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer erhielt, schwenkte sie nach links auf die Richtung zu, aus welcher das Feuer kam. Die Züge arbeiteten sich unter heftigstem Feuer in dem felsigen, von Granatfeuer durchwühlten Waldgelände mühsam, aber energisch vorwärts mit dem Erfolg, dass die Alpenjäger bald zu weichen begannen; auch aus dem fast völlig zusammengeschossenen vorderen Schützengraben, in dem sie sich nochmals gesetzt hatten, waren sie bis 7 Uhr abends endgültig geworfen. Trotz des starken nun einsetzenden Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehr-Feuers wurde der wieder genommene Graben besetzt und gehalten. Verschiedene von 9 Uhr abends bis 3 Uhr morgens unternommene Versuche der Franzosen, nach vorausgegangenem heftigen Artillerie- und Maschinengewehr-Feuer mit stärkeren Patrouillen in den Graben wieder einzudringen, wurden zurückgewiesen. Bei dem Sturm wurden vier verwundete und bei den nächtlichen Angriffen sechs unverwundete Alpenjäger gefangen genommen, ferner wurden nachts mehrere Verwundete vom Landwehr-Infanterie-Regiment 2 und einige verwundete Alpenjäger in der vorderen Stellung geborgen.
Dabei zeichnete sich Vizefeldwebel Eduard Artinger der 7. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 (Registrator in München) besonders aus. Das Bayerische Goldene Ehrenbuch berichtet hierüber:
Nach dem Sturm der 5. und 7. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1, der die Reservestellung am Barrenkopf am 20. Juli 1915 zurückeroberte, sollten sich angeblich noch Teile des Feindes im vordersten Graben befinden. Vizefeldwebel Artinger der 7. Kompanie erbot sich freiwillig, gegen diesen Graben zu erkunden. Es gelang ihm auch, trotz starken feindlichen Feuers dorthin vorzukommen und zwei verschüttete Kameraden auszugraben. Nach Eintritt der Dämmerung drangen die Franzosen nochmals in einen Teil des deutschen Grabens ein. Mit großer Schneid warf Artinger den Feind wieder hinaus und nahm dabei zwei Franzosen gefangen.
Die Taten wurden mit der Silbernen Tapferkeits-Medaille ausgezeichnet.
Nachdem großes Schanzzeug von der Bataillonsstellung vorgebracht worden war, wurde an der Herstellung des vordersten Grabens und des zur Straße zurückführenden Laufgrabens gearbeitet. Mit Eintritt der Morgendämmerung wurden die beiden vorderen Züge wieder in den Laufgraben zurückgenommen und nur mehr Beobachtungsposten vorne gelassen.
Die 5. Kompanie ging links von der 7. Kompanie ebenfalls von der Straße Bärenstall – Wahlenstall aus mit drei Zügen entwickelt zum Sturm vor, den felsdurchsetzten, steilen und zerschossenen Osthang des Barrenkopfes hinauf. Bei den oben sichtbaren Unterständen hatten sich bereits Alpenjäger festgesetzt, am weiteren Vordringen vorläufig noch aufgehalten durch einige beherzte Leute des Landwehr-Infanterie-Regiments 2 und ein paar Jägerscharfschützen. Die Kompanie griff mit blanker Waffe an, worauf sich ungefähr 25 Mann ergaben. Bei ihrem weiteren Vordringen säuberte die Kompanie dann die verloren gegangenen Gräben, wobei sie wieder eine Anzahl von Alpenjägern zu Gefangenen machte. Im Ganzen wurden von der Kompanie an diesem Tage 47 unverwundete Alpenjäger gefangen genommen. Der Rest des Feindes ging zurück und ließ die Stellung in unseren Händen. Trotz des nunmehr einsetzenden starken Artillerie- und Maschinengewehr-Feuers hielt die Kompanie die Stellung und richtete sich in dem ihr völlig unbekannten, zerschossenen Grabengewirr, so gut es ging, ein. Der Kompanie wurden vom Kommandeur des Landwehr-Infanterie-Regiment 2 drei Jäger, zwei Gruppen der 8. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 und ein Maschinengewehr zur Unterstützung zugeteilt. Das feindliche Artilleriefeuer hielt die ganze Nacht an.
5. und 7. Kompanie litten während der Nacht auch unter eigenem Artilleriefeuer, das auch Verluste verursachte und trotz wiederholten eindringlichen Ersuchens der Kompanieführer nicht aufhörte.
Es sei hier ausdrücklich und rühmend festgestellt, dass das II. Bataillon an diesem 20. Juli eine ganz außerordentliche Kampfleistung vollbracht hat. Nach dem äußerst beschwerlichen Anmarsch ging es mit aufgepflanztem Bajonett in unwiderstehlichem Sturm auf die bei Landwehr-Infanterie-Regiment 2 und bei der 3. Kompanie eingebrochenen Alpenjäger los und war sie restlos wieder hinaus – fürwahr eine unsterbliche Waffentat desselben Bataillons, das im Oktober durch die Wegnahme des Eisenbahnzugs bei Moerbeke schon 1.300 Gefangene gemacht hatte! Doch – es war erst der Anfang schwerster Kampftage, die nun folgen sollten. –
Am 21. Juli 4.45 Uhr morgens erfolgte die Ablösung der 5. und 7. Kompanie durch zwei Kompanien Jäger 14; 5. und 7. Kompanie wurden nach Punkt 955 zurückgenommen.
4.45 Uhr traf das ganze III./Landwehr-Infanterie-Regiment 3 unter Führung des Oberstleutnant Flessa am Lingekopf ein. 9. und 10. Kompanie blieben zunächst bei der Combe-Hütte, 11. und 12. Kompanie wurden am Lingehang in der Nähe der Fischer-Hütte für den Angriff auf den vom Feinde noch besetzten neuen Graben, der vom Norden her erfolgen sollte, bereitgestellt.
Nachdem die Erkundung durch Offizierspatrouillen ergeben hatten, dass das nördlich mit dem Hauptgraben noch nicht verbundene Grabenstück vom Feind nicht besetzt war, er jedoch im südlichen Teil des Grabens eifrig arbeitete, traten um 8.45 Uhr vormittags die 11. und 12. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 3 zum Angriff an; es rückte von jeder der beiden Kompanien zunächst je ein Zug durch den Drahtverhau gegen den vom Feind besetzten Graben vor, je ein weiterer Zug der beiden Kompanien dicht dahinter.
Der Feind hatte jedoch zum Schutz von Flügel und Flanke bereits drei Maschinengewehre eingebaut, mit denen er, unterstützt durch seine Infanterie, den Angriff mit heftigstem Feuer empfing, so dass dieser nach kurzem Feuergefecht, ohne einen Erfolg erreicht zu haben, abgebrochen werden musste, umsomehr, als die noch zurückgehaltenen Kräfte gleichzeitig unter starkem Artilleriefeuer standen. 9. Landwehr-Infanterie-Regiment 3 war während des Angriffs an den Lingehang herabgezogen worden.
11 Uhr vormittags wurde das Kommando über die Kampfgruppe am Lingekopf (3., 6., 8. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 und III./Landwehr-Infanterie-Regiment 3) Oberstleutnant Flessa als dem dienstälteren Kommandeur übertragen.
Der Nachmittag des 21. Juli verlief verhältnismäßig ruhig.
In der Nacht vom 21./22. Juli waren die Hauptstellungen des Lingekopfes einschließlich der Schützennester 9 und 8 am Lingehang durch die 8. Kompanie, die Schützennester 7 – 1 durch die 3. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 besetzt. Die 6./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 wie die 10./Landwehr-Infanterie-Regiment 3 befanden sich bei der Edelweiß- und Lingekopf-Hütte am Ostrande des Lingekopfes. 9., 11. und 12./Landwehr-Infanterie-Regiment 3 lagen bei der Fischer-Hütte auf halber Höhe des Lingehangs in Reserve.
Am 22. Juli um 5.30 Uhr vormittags setzte starkes Artilleriefeuer leichten und schweren Kalibers auf die Hauptstellung am Lingekopf ein, wodurch die 8. Kompanie schwere Verluste erlitt. (Leutnant Drangmeister gefallen.) (Leutnant der Reserve Albert Drangmeister, geboren am 28.01.1888 in Endeholz, gefallen am 22.07.1915 am Lingekopf, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in einem Massengrab) Auch bei der in Reserve befindlichen 6. Kompanie gab es Verluste.





Als zwischen 9 Uhr und 10 Uhr vormittags das Artilleriefeuer schwächer wurde, ließ der Kommandeur von II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 in Erwartung des Infanterieangriffs die Hauptstellung am Lingekopf noch durch zwei Züge verstärken, nahm sie aber alsbald wieder zurück, weil neuerdings heftiges Artilleriefeuer, untermischt mit Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer, eingesetzt.
12 Uhr mittags verlegte die feindliche Artillerie ihr Feuer nach rückwärts, was auf einen bevorstehenden Angriff deutete. Deshalb erhielt die 6. Kompanie den Befehl, die Hauptstellung am Lingekopf durch sämtliche drei Züge zu verstärken. Tatsächlich setzte auch gleich darauf der Angriff ein. Der Feind griff den ganzen Lingekopf an und gelangte bis zu dem durch das Artilleriefeuer stark beschädigten Drahthindernis vor der Lingekopfstellung, durch welches er an einigen Stellen durchdrang. Beim Vorgehen versteckten sich die französischen Alpenjäger sehr gewandt hinter Steinblöcken und Büschen. Sie feuerten weiße und rote Signalkugeln ab. Infolge unseres heftigen Infanteriefeuers gelang es ihnen jedoch nicht, obwohl sie sich stellenweise im toten Winkel Deckung verschaffen konnten, an die Hauptstellung heranzukommen. Als sie die Unmöglichkeit hierzu erkannt hatten, versuchten sie, wie durch eine von der Nordseite des Lingekopfs vorgeschickte Patrouille erkundet wurde, sich unter Benützung des toten Winkels etwa 100 Meter vor der Lingekopf-Stellung einzugraben. Einem von Norden her vorgeschickten Halbzug der 10. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 3 gelang es, durch Flankenfeuer diesen Versuch zu vereiteln. Auch durch Flankenfeuer eines Maschinengewehrs aus Bastion I auf dem Eichenrain wurde der Lingekopf-Hang bestrichen, was die Lage wesentlich erleichterte. Dem weiteren Versuch der Franzosen, ein Maschinengewehr heranzubringen, wurde mit Handgranaten wirksam begegnet. Zwischen 4 Uhr und 5.30 Uhr nachmittags lag starkes Artilleriefeuer auf dem Bärenstall, zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr abends desgleichen auf Schratzmännele und Lingehang.
Bei diesen Kämpfen zeichnete sich besonders Wehrmann Josef Sattler der 8. Kompanie aus. Nachdem Zugführer, Leutnant Drangmeister (Albert Drangmeister, Leutnant der Reserve, geboren am 28.01.1888 in Endeholz, gefallen am 22.07.1915 am Lingekopf, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in einem Massengrab) und stellvertretender Zugführer Zugführer, Unteroffizier Oelkofner (Unteroffizier Josef Ölkofner, gefallen am 22.07.1915 bei Trois Epis, begraben auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 185), gefallen waren, übernahm bei Beginn des Angriffs Sattler die Führung von drei Gruppen, warf die Franzosen zurück und brachte durch Handgranaten einen Versuch des Feindes, sich ungefähr 100 Meter vor der Stellung im toten Winkel einzugraben, zum Scheitern. Den Gefreiten Digeser, der bei dieser Gelegenheit schwer verwundet wurde, holte er zwei Stunden später herein. Für sein Verhalten wurde ihm das Eiserne Kreuz II verliehen und durch den Regimentskommandeur persönlich überrascht.
Am 23. Juli um 12.15 Uhr nachts war neuerdings starkes Artilleriefeuer gegen die Lingekopfstellung gerichtet; unter Zuhilfenahme von Handgranaten suchte sich der Feind wieder an unser Drahthindernis heranzuarbeiten, ebenso zwischen 3 und 3.15 Uhr morgens. Es wurde wahrgenommen, dass feindliche Patrouillen beim Vorgehen kleine Bäumchen vor sich hertrugen und beim Aufleuchten unserer Leuchtkugeln stehen blieben.
In den Morgen- und Vormittagsstunden des 23. Juli wurde sodann die ganze Besatzung des Lingekopfes und Lingehanges durch 1 ½ Kompanien Infanterie-Regiment 188 abgelöst.
Wie oben erwähnt, waren die dem Landwehr-Infanterie-Regiment 2 unterstellten 7. und 5. Kompanie nach der am 21. Juli morgens 4.45 Uhr durch Jäger 14 erfolgten Ablösung auf Punkt 955 zurückgenommen und dann für die Nacht 21./22. Juli in Unterständen am Erlenbrunnen, Weier-Kreuz und kleinen Hohnack untergebracht worden. Am 22. Juli wurden sie wiederum dem Landwehr-Infanterie-Regiment 2 unterstellt und um 7 Uhr morgens über Punkt 955 zum Bärenstall zur Verfügung von III./2 vorgezogen.
11.30 Uhr vormittags erhielt ein Zug der 7. Kompanie (Leutnant Kaufmann) vom Kommandeur III./2 den Befehl, den Flankierungsgraben südlich des unteren Schratzmännele-Steinbruchs zu besetzen. Die Besetzung war 12 Uhr mittags vollzogen; der Zug gab auf den vorrückenden Feind Schnellfeuer ab. 12.30 Uhr nahm der Zug die vom Feind besetzte 2. Stellung zwischen Schratzmännele – Barrenkopf im Sturm, wobei die im Graben befindlichen Franzosen (1 Offizier, 40 Mann) fielen und gab dann sofort Flankierungsfeuer auf den gegen Barrenkopf und Schratzmännele vorgehenden Feind ab. Mittlerweile war von der 5./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 Unterstützung eingetroffen, und damit durch eine Gruppe die linke Flanke des Zuges gegen den links noch in der 1. und 2. Stellung befindlichen Feind gesichert.
Die beiden übrigen Züge der 7. Kompanie erhielten vom III./2 Befehl, den zurückweichenden Mannschaften der 11. und 12./2 zu Hilfe zu kommen. Zug Feldwebelleutnant Noë besetzte mit einigen Gruppen um 12 Uhr mittags die Stellung der 11./Landwehr-Infanterie-Regiment 2 vor dem unteren Steinbruch. Zug Leutnant Herrmann besetzte die Stellung der 9./Landwehr-Infanterie-Regiment 2 am Schratzmännele-Gipfel. 8.30 Uhr abends wurden der Rest des Zuges Noë und Zug Herrmann an den Sattel herunterhenommen zur Besetzung der früheren Stellung der 12./Landwehr-Infanterie-Regiment 2.
Unter den Heldenleistungen der 7. Kompanie ragt die mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnete des Wehrmanns Anton Purainer besonders hervor:
Beim Angriff auf die Kuppe des Schratzmännele am 21. Juli 1915 war der damalige Landwehrmann Purainer einer der ersten, die im wiedergewonnenen Graben mit großer Unerschrockenheit den Franzosen mit dem Kolben zu Leibe gingen. Als später für einen wichtigen Beobachtungsposten, auf dem bereits 6 Mann abgeschossen worden waren, Freiwillige aufgerufen wurden, meldete sich sofort Purainer. Dieser Posten war insofern von großer Wichtigkeit, als er einen Einblick in den französischen Graben gewährte und von ihm aus jeder Annäherungsversuch sofort bemerkt werden konnte. Dort sofort unter scharfes Infanteriefeuer genommen und auch ausgiebig mit Handgranaten beworfen, hielt Purainer trotzdem inmitten von Leichen mit großem Opfermut und großer Kaltblütigkeit aus und brachte wiederholt wichtige Meldungen. – Am gleichen Tage sprang er trotz heftigen Feuers aus dem Graben, um einen schwer verwundeten Kameraden in Sicherheit zu bringen, nachdem alle Versuche, ihn zu bergen, bisher misslungen waren. – Dem tapferen Aushalten Purainers auf Posten ist es zu danken, dass mehrere gegnerische Angriffe im Kein erstickt werden konnten.
Die 5. Kompanie erhielt auf die Meldung, dass die Franzosen wieder angreifen, 11.30 Uhr vormittags den Befehl zum Vorgehen. Der Kompanieführer entwickelte wiederum alle drei Züge und stieß mit halblinks gegen Schratzmännele – Combe-Sattel vor. Leute des Landwehr-Infanterie-Regiment 2, die gruppenweise zurückfluteten und zuriefen, dass die Franzosen am Sattelkopf durchgebrochen seien, wurden von der Kompanie zum großen Teil wieder vorgerissen. Es gelang der Kompanie, den angreifenden gegner in der Linie Schratzmännele – Waldrand und Combe-Sattel aufzuhalten und diese Linie in starkem Artillerie- und Infanteriefeuer zu behaupten. Die Kompanie verlor hierbei ihre drei Zugführer (Oberleutnant Ritter schwer verwundet, Leutnant Grieser (Leutnant der Reserve Vitus Grieser, wohnhaft in München, gefallen am 22.07.1915 am Schratzmännele, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 2, Grab 484) und Offiziers-Stellvertreter Lang (Offiziers-Stellvertreter Joseph Lang, wohnhaft Tittling, gefallen am 22.07.1915 am Schratzmännele, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod Block 3, Grab 280) tot).
Dabei zeichnete sich besonders Unteroffizier Schwarzmeier aus. Er fasste die Züge, deren Führer gefallen waren, zusammen und empfing den neu anstürmenden Feind mit solch vernichtendem Feuer, dass er wieder zurückwich. Mit Resten eines Zuges der 7. Kompanie brachte man ein Maschinengewehr in Stellung und erwartete den dritten Ansturm des Feindes. Dieser erfolgte bald darauf mit überraschender Wucht. Der Feind setzte etwa zwei Kompanien frische Truppen ein und diesmal gelang es ihm, durchzubrechen und unseren Leuten in die linke Flanke zu kommen. Schwarzmeier erhielt einen Streifschuss durch den Helm. Der eine Flügel war umfasst, die Munition ging zu Ende. Da kam der Befehl, den Graben zu räumen und einzeln zurückzuspringen. Schon waren zwei Gruppen mit dem Maschinengewehr zurückgegangen, da bemerkte Schwarzmeier eine Abteilung 8er-Jäger, die mit zwei Maschinengewehren zu Hilfe kamen. Rasch entschlossen gab er den Befehl: „Alles auf mein Kommando, niemand verlässt den Graben, auch das Maschinengewehr kommt wieder vor!“ Es gelang ihm auch, seine Leute wieder in die Hand zu bekommen, der Feind wurde unter schweren Verlusten zum 3. Male zurückgeworfen, der Erfolg des Tages war glänzend gerettet. Neben Schwarzmeier taten sich besonders hervor die Unteroffiziere Mages, Urban, Klotz, die Gefreiten Schierlinger, Paul, Lerndl, Jörg und Grauvogel, der Tambour Weigersdorfer und die Wehrmänner Thaler, Gschwilm, Kohler und Zerle.
Vom Südabsturz des Schratzmännele gelang es dem Kompanieführer von Axthalb durch Gewehrfeuer und besonders durch ein vorgebrachtes Maschinengewehr mit ausgezeichnetem Erfolg flankierend auf den von Nordwesten her zum Barrenkopf ansteigenden Rücken zu wirken, auf dem die Franzosen gruppenweise zum Angriff vorgingen und später wieder zurückfluteten. Mit Einbruch der Dunkelheit räumte der Feind den vorderen, teilweise zerschossenen Graben, der dann um Mitternacht vom Landwehr-Infanterie-Regiment 2 besetzt wurde. Die gegnerischen Verluste infolge des Vorstoßes und der flankierenden Wirkung der 5. Kompanie waren außerordentlich groß
Die Nacht vom 22./23. Juli verlief verhältnismäßig ruhig. In den Morgenstunden wurden in einem Jungholz am Sattel etwa 20 Gefangene gemacht.
In den Morgen- und Vormittagsstunden wurden die 5. und 7. Kompanie, sowie die Besatzung des Lingekopfs durch ein Bataillon Infanterie-Regiment 188 abgelöst.
Das II./1 rückte nach Hopat und Obertannach (5. und 8.) und Zell-Platz (Stab mit 6. und 7. Kompanie) 3. Kompanie nach Housserouse.
Nun war für die schwergeprüften Truppen für ein paar Tage Ruhe. Die Verluste waren schwer.
Am 20./21. Juli 13 Tote, 57 Verwundete; am 22. Juli 57 Tote, 166 Verwundete und 8 Vermisste; also 231 Verluste, das ist ein Viertel der Gefechtsstärke.






Der 24. und 25. Juli verliefen ohne besondere Ereignisse, das II. Bataillon rückte sogar in seine alten Ruhequartiere Ingersheim und Niedermorschweier, in der Erwartung, nach diesen Anstrengungen wenigstens einige Tage wohlverdienter Ausspannung zu genießen. Es sollte anders kommen; auch am Lingekopf – Barrankopf sollten den Bayern die Erfahrungen, die sie am Reichackerkopf gemacht, nicht erspart bleiben.
In den Stellungen, die wir dem Feinde wieder abgenommen, waren wir durch Infanterie-Regiment 188 abgelöst worden. Am 26. Juli setzte ein durch Artilleriefeuer vorbereiteter feindlicher Angriff gegen den Lingekopf ein, der abends wiederholt wurde und in dessen Verlauf es dem Feinde gelang, in die Stellung der 188er am Lingekopf einzudringen.
Folglich: zunächst wird die 3./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 alarmiert, rückt im stärksten feindlichen Sperrfeuer nach 955 und von da nach Bärenstall zur Verfügung des Kommandeurs 188. zug Rosenschon wurde noch im Laufe der Nacht eingesetzt, wobei Leutnant Rosenschon tödlich verwundet wurde.
Am 27. Juli setzte der Feind den tags zuvor auf den Lingekopf begonnenen Angriff auch gegen Schratzmännele und Barrenkopf fort. Während des ganzen Vormittags tobte wütender Artilleriekampf.
Gegen den Lingekopf unternahmen die Gardejäger einen Gegenangriff zur Wiedergewinnung der in der Nacht verlorengegangenen Stellung, jedoch erfolglos.
Also: das schon in der Nacht alarmierte II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1, das schon um 3 Uhr morgens über Drei Ähren, Weier-Kreuz herangerückt war, blieb zunächst in Bereitschaft bei Punkt 955.
Um 10.55 Uhr erhielt dann die 8. Kompanie Auftrag, sich am Bärenstall dem Kommandeur des Infanterie-Regiments 188 zur Verfügung zu stellen. Der Abkürzungsweg über den Kuhberg wurde in außerordentlich heftigem Sperrfeuer zurückgelegt. Der Kompanie wurde befohlen, sich zunächst am Bärenstall als bereitzuhalten. Die auf das Schratzmännele zur Erkundung der Verhältnisse vorgetriebenen Erkundungspatrouillen meldeten, dass die Grabenbesatzung infolge des haftigen Artilleriefeuers schon sehr große Lücken aufweise. Man konnte sich ja noch immer nicht von der Torheit, Grabenstücke im starken Feuer dicht besetzt zu halten, losreißen! Als sich gegen Mittag das Artilleriefeuer zum Trommelfeuer steigerte, trafen auch die übrigen drei Kompanien Landwehr-Infanterie-Regiment 1 unter Führung ihres Kommandeurs, Oberstleutnant von Grundherr, am Bärenstall ein.
Um 2.45 Uhr nachmittags hörte das feindliche Artilleriefeuer auf und da nun der feindliche Infanterieangriff vermutet wurde, ging die 8. Kompanie mit ihren drei Zügen gegen das Schratzmännele vor, wo sie mit dem gleichzeitig von der anderen Seite gegen den Gipfel vorgegangenen Feind, von dem bereits einzelne Leute begannen, sich in unserem Graben festzusetzen, zusammenstießen. In scharfem Draufgehen wurde der Feind aus dem Graben geworfen und den Westhang des Schratzmänneles hinunter in seine Gräben zurückgetrieben. Zwei Züge der Kompanie besetzten den Graben am Kamme. Zug Pfannenschmidt, der am rechten Flügel der Kompanie über den Graben hinaus vorgedrungen war, durchstreifte das Vorgelände des Schratzmännele-Westhanges und bezog dann ebenfalls Stellung im Graben am linken Flügel der Kompanie.
An diesem Angriff der 8. Kompanie nahmen noch unmittelbar rechts Teile des Garde-Jäger-Bataillons, ferner die 5./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 teil. und einer dieser Kämpen der 5.- Kompanie, der Vizefeldwebel Wilhelm Sautter, holte sich bei dieser Gelegenheit die Goldene Tapferkeitsmedaille. Bayerns Goldenes Ehrenbuch berichtet darüber:
Die 5./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 sollte den am 27. Juli 1915 auf der Höhe des Schratzmännele in den Vogesen eingedrungenen Feind zurückwerfen. Fast auf der Höhe, stieß man auf Franzosen. Sautter, der zunächst ohne Anschluss nach rechts den rechten Flügelzug führte, bemerkte infolge starken Feuers in seiner rechten Flanke, dass mit der Umgehung das Gelingen des ganzen Angriffs in Frage gestellt sei, warf er mit großer Geistesgegenwart und Entschlossenheit alle entbehrlichen Mannschaften und einige Gruppen Gardejäger, die sich seinem Vorgehen angeschlossen hatten, nach rechts heraus und umfasste so seinerseits den Flügel der Franzosen. Nach kurzem heftigen Feuergefecht flieht der Feind, energisch verfolgt vom Zug Sautter, der dadurch die Hauptstellung am Schratzmännele an deren rechten Flügel wiedergewann. – Sautter hat dadurch sein selbsttätiges, entschlossenes und tapferes Handeln am rechten Flügel der Kompanie entscheidend zum Gelingen des Angriffs beigetragen.
Die Nacht über blieb die 8. Kompanie in der wieder eroberten Stellung, hielt auch am 28. Juli den Graben besetzt und wurde erst gegen 10 Uhr abends von einer Kompanie Infanterie-Regiment 92 abgelöst.
Auch am Barrenkopf war es dem Feinde gelungen, in unseren vorderen Graben einzudringen, er wurde aber dort durch zwei Kompanien Garde-Schützen wieder hinausgeworfen.
In den Morgenstunden des 29. Juli wurden endlich das II. Bataillon und die 3. Kompanie durch Infanterie-Regiment 92 abgelöst. Das II. Bataillon rückte wieder nach Ingersheim und Niedermorschweier, die 3. Kompanie als Regimentsreserve nach Hopat und Housserouse.
Am 29. Juli wiederholten sich die feindlichen Angriffe gegen Schratzmännele und Barrenkopf. Soweit Grabenstücke verloren gegangen waren, wurden sie restlos vom Infanterie-Regiment 92 wieder zurückerobert. Nur am Lingekopf-Gipfel vermochte sich der Feind noch zu halten. Dieser Gipfel ging erst im September endgültig wieder in unseren Besitz über.
Am 30. und 31. Juli wurde das II. Bataillon wieder alarmiert und rückte zunächst nach Weierkreuz, abends nach Girogoutte und Zell Platz in Alarmunterkunft. Auch am 31. Juli stand das Bataillon den ganzen Tag bei Weierkreuz bereit und bezog abends wieder Alarmunterkunft der vorherigen Nacht.
Weiter tobte der Kampf. Zu den Verlusten vom 27./28. Juli mit 16 tot (darunter Leutnant Denninger) (Leutnant der Reserve Adam Denninger, wohnhaft in Ziegenbach, 5. Kompanie, gefallen am 27.07.1915 am Schratzmännele, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 1, Grab 71), 25 verwundet, 1 vermisst, sollten noch weitere Opfer kommen.
Am 1. August nachts 3 Uhr setzte außerordentlich starkes feindliches Artilleriefeuer ein, das abermals einen neuen Angriff des Feindes erwarten ließ. II./1 wurde wieder alarmiert und rückte nach 855 vor; abends wurden die 6. und 8. Kompanie bei starkem feindlichen Artilleriefeuer nach Bärenstall vorgezogen. Sie legten den Weg in Gruppensprüngen zurück, erlitten aber schon hier Verluste. Am späten Abend griffen die Franzosen auch wirklich an und es gelang ihnen auch, am Schratzmännele in unseren Graben (am Steinbruch) einzudringen. Aus einem Teil wurden sie durch die sofort nach Ankunft eingesetzten zwei Züge der 6. und 8. Kompanie wieder hinausgeworfen.
Um Mitternacht erhielt der Führer der 8. Kompanie vom Abschnittskommandeur (I./92) den Befehl, mit seinen beiden noch nicht eingesetzten Zügen, gemeinsam mit 3./92 den Feind aus dem noch besetzten Grabenteil vor dem Steinbruch herauszuwerfen. Nach eingehender Erkundung wurde der Sturm um 3.50 Uhr vormittags angesetzt. Zug Pfannenschmidt kroch an den Feind heran, war um 3.40 Uhr auf nächste Entfernung an ihn gekommen und ging auf das Hurra des Führers im Sturm gegen den Graben vor. Dadurch wurde das ganze feindliche Feuer auf diesen Zug gelenkt und konnte infolgedessen Leutnant Hetzel mit seinem Zug und etwa 40 Leuten der 6. Kompanie den Feind in der linken Flanke fassen. Dieser, so von zwei Seiten angepackt, geriet ins Wanken und flüchtete, auch die Truppen der Mitte und seines rechten Flügels mitreißend. Durch das Verfolgungsfeuer erlitt er noch schwere Verluste. Um 4 Uhr morgens war der ganze Graben, in dem die Franzosen eine Menge Waffen, Munition und Schanzzeug zurückließen, im Besitz der 6. und 8. Kompanie. Leider war der erfolg teuer erkauft: das Regiment verlor bei diesem Sturm einen seiner besten Offiziere. Leutnant Pfannenschmidt fiel an der Spitze seines Zuges (Leutnant der Reserve Wilhelm Pfannenschmidt, wohnhaft in Berlin, gefallen am 02.08.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 227). Außerdem wurden Oberleutnant Keil und Leutnant Strohmeier verwundet.
Am 3. August wurde II./1 durch Infanterie-Regiment 74 abgelöst und rückte nach Drei Ähren in Ortsunterkunft.
Der Angriff vom 2./3. August hatte dem Bataillon wieder 18 Tote, 60 Verwundete und 13 Vermisste gekostet.
Am 4. August unternahm Infanterie-Regiment 74 im Verein mit der 5. und 6. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 2 einen Gegenangriff auf den Lingekopf. Ein Erfolg war ihm nicht beschieden. Also griff man zur Wiederholung dieses Angriffs wieder auf das kampferprobte II./1 zurück. Am 5.8. rückte das Bataillon von Drei Ähren nach Bärenstall. Unsere Artillerie sollte den Sturm vorbereiten; deshalb wurden unsere Leute bis auf wenige Posten 200 Meter zurückgenommen. Um 2.20 Uhr nachmittags begann das Beschießen der eigenen Artillerie, dann bis 5 Uhr das Wirkungsschießen mit dem Erfolg, dass das Feuer vor dem vom Feind besetzten Graben lag, unsere Posten tötete und den Feind ziemlich unbehelligt ließ. Als dann unsere 6 Sturmwellen antraten, stießen sie auf einen völlig unerschütterten Gegner, der sie mit wütendem Feuer von vorne und in der Flanke überschüttete. Die Tüchtigsten unserer Leute drangen zwar mit den Zugführern bis an den Graben vor; Ergebnis: sämtliche drei Zugführer der 5. Kompanie tot, zwei Zugführer der 6. Kompanie verwundet. Der Angriff musste abgebrochen, die 5. Kompanie aus der vordersten Gefechtslinie herausgezogen werden.
Um 8 Uhr abends wurde der Sturm durch 7. und 8. Kompanie wiederholt, auch ihm blieb der Erfolg versagt, da unsere Leute wohl bis an den Graben vordrangen, aber nicht eindringen konnten, da unser Artilleriefeuer statt nach vorwärts verlegt zu werden, nun endlich mit voller Stärke auf dem vom Feinde besetzten Graben lag.
Die Verluste des Bataillons auch an diesem Kampftage waren schwer: 14 Tote, 74 Verwundete und 6 Vermisste.
Das Bataillon, das an diesem Tage seit 20. Juli zum 5. Male zum Sturm angesetzt worden war und dessen Tätigkeit seit 20. Juli nur zwischen Kampf und höchster Gefechtsbereitschaft abgewechselt hatte, war nun am Ende seiner Kraft und vollständig erschöpft. Es wurde am 6. August in die 3. Linie zurückgenommen und rückte in Ortsunterkunft nach Ingersheim und Niedermorschweier.
Die Gesamtverluste des Bataillons in diesen Tagen betragen: 118 Tote (darunter 8 Offiziere), 382 Verwundete (darunter 4 Offiziere), 26 Vermisste.



Diese ungeheuren Verluste – über die Hälfte des Bestandes! – sprechen für sich und legen Zeugnis ab für den hohen Gefechtswert der braven Landwehrleute, die damit bewiesen, dass sie – ebenbürtig der besten aktiven Truppe – dem vorbildlichen Beispiel ihrer Offiziere folgend, in diesen schwersten Nahkämpfen das Höchste an Opferbereitschaft und Kampfleistung geboten hatten, getreu dem im Regiment großgezogenen Geist und im Vertrauen zu ihrem verehrten Bataillonskommandanteur, Oberstleutnant von Grundherr, dem die Mannschaften es hoch anrechneten, dass er an einem der Kampftage eigenhändig Munition an die vordere Linie vorgeschleppt hatte.
Während der Zeit hatte das Bataillon Nachersatz erhalten, Landstürmer, ganz oberflächlich ausgebildet, die dann sofort ins Feuer kamen, natürlich versagen mussten. Erst der harten Schule der Front gelang es, aus ihnen vollwertige Soldaten zu schmieden.
Am 7. und 8. August versuchten die preußischen Regimenter den Lingekopf wiederzugewinnen, ein Erfolg war den Bemühungen nicht beschieden.
Nach kurzer Ruhe sollte das Bataillon wieder an den Lingekopf. Auf den Einspruch des Regimentskommandeurs, der darauf hinwies, dass das Bataillon infolge seiner außerordentlichen Verluste – mehr als die Hälfte des Bestandes – und des noch nicht kampfgewohnten Nachersatzes nicht als vollwertige Kampftruppe angesehen werden könnte, unterblieb dies. Es löste erst am 17. August das I. Bataillon am Eichenrain ab.
In der Nacht zum 18. August übernahm das I. Bataillon die Stellungen am Lingekopf.
Ein Teil der Lingekopf-Stellung hatte den Besitzer wiederholt gewechselt, er war am 4. August den Franzosen wieder entrissen worden und es war deshalb damit zu rechnen, dass dieselben ihn wieder zu erlangen trachten würden. Am 17. August hatte ab 4 Uhr feindliches Artilleriefeuer auf dem Lingekopf und dem Raum östlich davon gelegen und bis 10 Uhr nachts mit ziemlicher Heftigkeit angedauert. Ein Infanterieangriff war aber nicht erfolgt. In der Nacht vom 17./18. August hielt der Feind die Stellung unter mäßig starkem Infanteriefeuer, warf zahlreiche schwere Minen auf den Osthang und machte zeitweise kurze Artillerieüberfälle.
Der Vormittag des 18. August verlief ruhig. 3., 1. und 4. Kompanie waren vorne eingesetzt, 2. Kompanie Reserve. Die vorderste Linie war nur mit schwachen Postierungen besetzt, die übrigen Teile der Kompanien waren gruppenweise in den Unterschlupfen der Reservestellung untergebracht. Die 2. Kompanie lag mit zwei Zügen in den Unterständen nächst dem Bataillonsunterstand, ein Zug hatte die Riegelstellung besetzt.
3.45 Uhr setzte lebhaftes Artilleriefeuer auf den Lingekopf ein, vom Schwarzberg kam Flankenfeuer auf den Ostabhang. Vor diesem äußerst heftigen Feuer wich die 1. kompanie unter Zurücklassung von Postierungen bis zur Riegelstellung zurück, ebenso ein Teil der 4. Kompanie.
Da nun ein Angriff mit Sicherheit zu erwarten war, zog der Kommandeur I./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 das ihm unterstellte III./ Reserve-Infanterie-Regiment 74 heran, das aber nur mit geringer Gefechtsstärke eintraf.
Das Artilleriefeuer dauerte bis gegen 7 Uhr abends.
Dann barch der Angriff so wuchtig los, dass die Alpenjäger die nur schwach besetzte erste und die nahe dahinter liegende zweite Linie überrannte und fast bis an den sogenannten Riegel-Graben (3. Linie) vordrangen.
Die Kompanien des Bataillons hatten den Tag über im heftigsten Feuer ausharrend hinter den Resten von Unterständen, hinter Felsen und abgeschossenen Baumstämmen einigermaßen Deckung suchend auf den feindlichen Angriff gewartet.
Der schon in den Morgenstunden in der Stellung vorne gegebene Befehl des Regimentskommandeurs hatte gelautet: „Herr Major, Angriff ist heute bestimmt zu erwarten. Treffen Sie alle Vorbereitungen, sodass das Bataillon dem Angriff in augenblicklichem Gegenstoß entgegentritt. Sorgen Sie besonders für Aufrechterhaltung der Verbindung mit den vorne zu belassenden Posten und behalten Sie selber so Verbindung mit den Kompanien, dass diese auf ihren Befehl unverzüglich losgehen können. Dem Feind darf keine Minute Zeit gelassen werden, sich festzusetzen und einzurichten!“ Auf wiederholte Anfragen während des schweren Artillerie- und Minenfeuers antwortete der Bataillonskommandeur, Major Orff, stets: „Herr Oberstleutnant können sich verlassen, alles ist bereit, Verbindung nach oben (1. Linie) und zu den Kompanien besteht fortwährend; sobald der Angriff kommt, gehen wir augenblicklich los!“.
Die Sicherheit zu dieser beruhigenden Meldung erhielt Major Orff durch das vorbildliche Verhalten der Leutnants Burre und Hampp, wie des Feldwebel-Leutnants Niggl, die die Verbindungsposten zur ersten Linie trotz schwersten Feuers immer wieder nachsehen und für Ergänzung der Verluste sorgten.
Der Gegenstoß wurde auch augenblicklich angesetzt, mit bewundernswerter Kraft und verbissener Entschlossenheit erstürmte das tapfere Bataillon – voran die 4. Kompanie – den steilen felsigen Gipfel, über den die Alpenjäger, wie oben gesagt, schon ein erhebliches Stück vorgebrochen waren.
Die Franzosen, die bereits zwei Maschinengewehre herangebracht hatten, wurden – über unsere erste Linie hinaus – wieder restlos in ihre Stellung zurückgeworfen. Ein französischer Gefangener erzählte gelegentlich, dass ihnen das furcht- und schreckenerregende, allen Gefechtslärm übertönende „Hurra“ der anstürmenden Germanen durch Mark und Bein gefahren sei, so dass ihm niemand standzuhalten vermochte..
Bearbeitungsstand: Seite 127.
Quellenangabe
Quelle: Kreuter, Bruno: Das K. B. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 1; München, 1934
⇒ (Band 83 des bayerischen Anteils der Erinnerungsblätter, 218 Seiten)